Montabaur 2015

 

 

Für ein Wochenende war die Kleinstadt Montabaur in Rheinland-Pfalz der Nabel der Jugendfeuerwehr-Welt. Stadtbürgermeisterin Gabriele Wieland begrüßte die Mitglieder des Deutschen-Jugendfeuerwehr-Ausschusses (DJFA), den Präsidenten des DFV und weitere Gäste im Rathaus. Im Anschluss versammelten sich die Jugendfeuerwehrgruppen auf dem Marktplatz und verwandelten diesen in einen orange-blauen Farbtupfer mitten in der Stadt. Leider hatten sich nicht alle der 30 Wettbewerbsgruppen der Eröffnungs- und Begrüßungszeremonie angeschlossen. Sehr schade, hatten sich die Veranstalter vor Ort doch gehörig Mühe gegeben, ihren Gästen einen abwechslungsreichen und freudigen Abend zu gestalten. Der Stimmung bei den anwesenden Gruppen tat das jedoch erfreulicherweise keinen Abbruch. Bundesjugendleiter (k), Heinrich Scharf begrüßte gemeinsam mit Kreisjugendfeuerwehrwart Thomas Kreckel die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland.

Neben den 30 besten Mannschaften Deutschlands, die zum Bundeswettbewerb antraten, reisten auch 45 Wertungsrichter und rund 180 Delegierte der DJF in den Westerwaldkreis. Während die Mannschaften am Vormittag noch ihr letztes offizielles Training im Stadion absolvierten, füllten sich die Plätze der Stadthalle. Die Delegiertenversammlung der DJF am Mittag stimmte über Änderungen und Vorschläge ab; diskutierte zum Thema „Jugendfeuerwehr und Handwerk“ und berichtete den Anwesenden über das vergangene Jahr. Zu den wichtigsten Informationen zählt zum einen, dass es keine Wahl einer neuen Bundesjugendleitung gegeben hat. Dazu äußerte sich der kommissarische Bundesjugendleiter zu Beginn der Versammlung: „Die Deutsche Jugendfeuerwehr hat im vergangenen Jahr einige tiefgreifende Einschnitte hinnehmen müssen. Die Rücktritte des Bundesjugendleiters Timm Falkowski und des stellvertretenden Bundesjugendleiter Christian Patzelt auf der einen Seite und die in der Folge des Bundeszeltlagers von Wirtschaftsprüfern, Kassenprüfern und Präsidialrat im Hinblick auf Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten im Haupt- und Ehrenamt geforderte Veränderung des Regelwerks der DJF auf der anderen Seite haben im DJFA zu umfassenden Diskussionen geführt. Die Diskussion um die Stellung der Bundesjugendleitung und die besondere Unterstützung des Amts­inhabers wird sehr intensiv geführt und ist noch nicht beendet. Im Ergebnis stellen wir fest, dass die bestehenden Regelwerke des DFV und der DJF jugendverbandsgerecht sind und die Eigenverantwortlichkeit gewährleistet ist. Wir erwarten von den Gremien des DFV, unsere Jugendordnung im Sinne einer konstruktiven und tragbaren Zusammenarbeit zu respektieren. In der derzeitigen Situation haben wir uns im Kreise des DJFA und der amtierenden Bundesjugendleitung darauf verständigt, dass wir der Delegiertenversammlung empfehlen, heute keinen Bundesjugendleiter und keinen stellvertretenden Bundesjugendleiter zu wählen. Wir halten es gegenüber der DJF und den möglichen ehrenamtlichen Kandidatinnen und Kandidaten zum jetzigen Zeitpunkt für nicht zielführend.“ Weitere entscheidende Änderungen ergaben sich im Bereich Wettbewerbe. Hier brachte der Fachausschussvorsitzende Helge Weber zwei Änderungsanträge vor, die beide von der Delegiertenversammlung verabschiedet wurden. Zum einen ist in Zukunft die Leistungsspange keine Voraussetzung mehr für die Jugendflamme III. Die zweite Änderung nahm sich den Gewichten der Kugeln beim Kugelstoßen der Leistungsspange an. Hierbei wurden die Gewichte auf drei Kilogramm bei den Mädchen und vier Kilogramm bei den Jungen reduziert.

Nach dem verbandlichen Teil der Delegiertenversammlung betraten Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Frank Hachemer, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz, Uwe von Appen, Landesjugendfeuerwehrwart Hamburg, und Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, die Bühne. In einer Talkrunde zum Thema „Jugendfeuerwehr und Ausbildung“ tauschten sich die vier über Erfahrungen und Möglichkeiten mit Jugendfeuerwehrmitgliedern in Ausbildungsberufen aus.

Was hat Handwerk mit Feuerwehr zu tun? Sehr viel, darin sind sich die vier Talkgäste auf der Bühne einig. „Wir haben die gleiche DNA“, stellt der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks fest. „Wir helfen ebenfalls, da wo wir gebraucht werden, genauso wie die Feuerwehren.“ Eine Kooperation des DFV mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks wurde bereits geschlossen. Immerhin sind habendie Hälfte der mehr als eine Million Aktiven in den Freiwilligen Feuerwehren sowie nahezu alle Beamte des mittleren feuerwehrtechnischen Dienstes in den Berufsfeuerwehren ein Handwerk gelernt. Vor allem im Bereich der Jugendfeuerwehren in Deutschland wird die Kooperation bereits mit Leben erfüllt: Beispielsweise gibt es Praxiskurse zum Fleischer-, Bäcker- oder Elektro-Handwerk, Technik-Workshops mit viel Raum zum Ausprobieren handwerklicher Fähigkeiten und vor allem lebensnahe Informationen über die möglichen Ausbildungsberufe. „Wenn Jugendfeuerwehrmitglieder einen Ausbildungsplatz in einem Handwerksbetrieb wählen, profitieren beide Seiten davon“, erläuterte Kröger. Das Unternehmen gewinnt einen belastbaren, praxisinteressierten Jugendlichen, und die Feuerwehr kann – vor allem nach dem Übertritt des Jugendfeuerwehrmitglieds in die Einsatzabteilung – die handwerklichen Fähigkeiten nutzen.

Dass eine Veranstaltung der DJF nicht über die aktuellen Ereignisse hinwegsehen kann und will, war an vielen Stellen der Delegiertenversammlung zu spüren. So formulierte DFV Präsident Kröger deutliche Worte zur Flüchtlings-Bewegung: „Die Feuerwehr steht für eine Gemeinschaft, die Menschen Hilfe leistet, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht und Ansehen der Person. Die Feuerwehr steht für ein solidarisches Miteinander, Zusammenhalt, Kameradschaft und eine verlässliche Gemeinschaft. Die Zuwanderung ist eine sehr gute Gelegenheit für jede Freiwillige Feuerwehr und Jugendfeuerwehr, ihre Türen zu öffnen und diese Menschen in ihren Reihen willkommen zu heißen.“ Mit dem Ende der Delegiertenversammlung, die zur Freude aller Anwesenden sehr knackig und relativ zügig abgehalten wurde, starteten auch die finalen Vorbereitungen für die Abendveranstaltung. „We’re CreACTive“, geplant und durchgeführt vom Bundesjugendforum unter der Hilfe des Kreisjugendforums Westerwald, führte am Abend noch einmal alle Gruppen und Gäste zusammen. In der Kreissporthalle zündeten die 19 Acts ein Feuerwerk der Kreativität ab. Die Jury, besetzt mit dem stellvertretenden Bundesjugendleiter Dirk Müller, Bundesjugendsprecher Moritz Salomon und der Kreisjugendsprecherin Katharina Rörig, hatte es nicht leicht. Doch am Ende verzauberten die „Sachsen-Anhaltiner“ Publikum und Jury mit ihrer Schwarzlichtshow und ihrem „Cup-Song“. Zu sehen sind die Auftritte übrigens auf unserem You-Tube-Channel Lauffeuer-TV.

Der Bundeswettbewerb schließlich versprach nochmal Spannung, denn immerhin galt es, die beste unter den 30 Mannschaften aus ganz Deutschland zu ermitteln. Angetreten waren jeweils zwei Mannschaften aus 15 Bundesländern. Hamburg entschied sich, nicht teilzunehmen, was auf den landesinternen engen Veranstaltungsplan zurückzuführen ist. Gegen Mittag stand der Deutsche Meister im Bundeswettbewerb der DJF schließlich fest. Aus den Händen des Bundesjugendleiters nahm die Jugendfeuerwehr Möllenbeck (Niedersachsen), inzwischen zum vierten Mal, den National-Vetter-Cup entgegen. Vizemeister wurde die Jugendfeuerwehr aus Schwarzenbek (Schleswig-Holstein) und über den dritten Platz darf sich die Jugendfeuerwehr aus Strohkirchen (Mecklenburg-Vorpommern) freuen. Die offizielle Ergebnisliste findet ihr auf www.jugendfeuerwehr.de.

Mit den Eindrücken eines perfekt organisierten Wochenendes kehrten die vielen Vertreter der Jugendfeuerwehren in Deutschland wieder nach Hause zurück. Der herzliche und aufrichtige Dank gilt dem Team rund um Kreisjugendfeuerwehrwart Thomas Krekel vor Ort. Ihr habt einen klasse Job gemacht.